Johann Thomas Thut (1808 – 1886), verheiratet mit Anna Margaratha Zweifel (1809 – 1901), kam aus der Linie der Thut von Linthal (heute Glarus Süd).
Er war im Jahre 1837 der Erstbesteiger des höchsten Gipfels des Kantons Glarus, des «Tödi». Bereits waren einige Versuche den stark vergletscherten Gipfel zu besteigen, der nun schwer zugänglich ist, gescheitert.
Über den Erstbestieg wurde in verschiedenen Quellen erwähnt:
Sechs Mal versuchte Pater Placidus a Spescha aus Trun zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Gipfel zu erreichen, fünf Mal der Arzt und Politiker Johannes Hegetschweiler aus Stäfa am Zürichsee. Beide scheiterten. Es waren einheimische Gämsjäger und Hirten, die schliesslich die Erstbesteigung schafften: Placi Curschellas und Augustin Bisquolm 1824 von Süden, Vater und Sohn Vögeli mit Thomas Thut 1837 von Norden. Eine Woche später führten die drei Linthaler einen ersten Gast auf den Tödi: den Sekretär der Zürcher Armenpflege Friedrich von Dürler. Drei Jahre später stürzte von Dürler zu Tode – am harmlosen Uetliberg bei Zürich.
Kopfschütteln ernten drei Glarner ‹Hirten›, die im August 1837 im Tal verkünden, sie hätten eben den Tödi bestiegen. Der Zürcher Armensekretär Friedrich von Dürler weilt in jenen Wochen mit seiner Mutter zur Kur im Schwefelbad Stachelberg bei Linthal, er findet ‹die gemütliche und zuversichtliche Relation der Männer in der Sache achtenswert und bestimmte dieselben dann, ihrer Aussage dadurch Nachdruck zu geben, dass sie ihm bei einem Spaziergang auf den Tödi vorangehen sollten.› Am 19. August 1837 steht er mit Bernhard und Gabriel Vögeli und Thomas Thut auf dem Glarner Tödi, dem 3586 Meter hohen Ostgipfel des Massivs, und schwenkt eine rote Fahne. Dürler, der erste Tourist am Tödi, stürzt drei Jahre später am Üetliberg (am Rande der Satdt Zürich) zu Tode.
Historisches Jahrbuch Band 23/1887, S. 64 f.
Es brodelt im Glarnerland, ein grosser Streik der Fabrikarbeiter im Februar, Einführung der neuen Kantonsverfassung im Mai, welche die Liberalen an die Macht bringt, die Katholisch-Konservativen werden mit Waffengewalt unterworfen. Sein Freund Dietrich Schindler führt die Truppen, wird Landammann. Und ausgerechnet in diesem bewegten Sommer behaupten wiederum drei Linthaler Hirten, sie hätten den Tödi bezwungen, am 11. August, und zwar auf Hegetschweilers Route durch die Schneerunse, dann weiter über die Firnhänge und auf den Grat. Vater und Sohn Bernhard und Gabriel Vögeli und Thomas Thut, ein Neffe des Johannes. Seile haben sie dabei, Fusseisen und sogar eine Leiter. Vater Vögeli ist schon sechzig, ein Gemsjäger mit krummen Beinen und kurzem Atem. Die Gäste im Bad Stachelberg rümpfen ihre gepuderten Nasen, als die drei ins Tal zurückkehren und den Gipfelsieg reklamieren. Ein Greis will geschafft haben, was dem grossen Hegetschweiler fünf Mal misslungen ist? Lug und Trug, man kennt die Einheimischen. Doch da tritt ein junger Geck vor, prahlt in breitem Zürcher Dialekt, er sei ein gestählter Turner, bereit, die drei Hirten nochmals zu begleiten bei einem Spaziergang auf den Gipfel und Zeugnis abzulegen vor Gott und der Welt. Ein Spaziergang! Und tatsächlich spazieren die drei Linthaler mit dem Junker Dürler nochmals auf den Gipfel und schwenken dort oben eine grosse Fahne. Von Stachelberg aus sieht man sie auf dem weissen Grat, Kobolden gleich über den Abgründen tanzen, als ob sie den Berg und seine Gewalt verspotteten.
Manches Jahrhundert lang hatte der Tödi, über alle seine Nachbarn stolz hinwegschauend, in einsamer Majestät auf die Bewohner des Thales herabgeblickt, und wie viele muthige Gemsjäger auch mance jähe Felswand hinauf- und herab kletterten, keiner von ihnen hatte es gewagt, in diese Firnenwelt hinaufzusteigen. Noch Steinmüller (in seinem geographischen Lexikon des Kantons Glarus) bezeichnet den Tödi ainfach als ‹unersteigerich›. Ebenso hatte Hegetschweiler in den Jahren 1819-22 die Umgebungen des Tödi wiederholt bereist und hätte dabei diesen selbst auch allzu gerne bestiegen, musste aber einen solchen Versuch als misslungen aufgeben. Da, im Jahr 1837, waren es die beiden Gemsjäger Bernhard und Gabriel Vögeli – als dritter im Bunde, Thomas Thut, denen nach zweimaligem Misserfolg endlich das kühne Wagstück gelang. Nicht abgeschreckt durch die Mühen und Gefahren, die sie deie beiden ersten Male bestanden, machten sie im August 1837 zum dritten Male den Versuch den bisher unerstiegenen Bergesriesen zu bezwingen. An einer Felswand, hoch oben in einsamer Gletscherwelt, brachten sie die Nacht zu. ‹Am nächsten Morgen (11. August) gelangten wir, ‹ so erzählten die Gemsjäger, ‹auf der Bündnerseite auf ein groses Schneefeld. Immer steigend kamen wir zu einem steilen Abhang, der mit knietiefem frischem Schnee bedeckt war, wo wir über eine Stunde zu waten hatten. Um 12 Uhr sahen wir ein kleines Firnthal vor uns liegen, über das wir nicht ohne Besorgniss hinwanderten. Ganz auf der Südseite des Berges erreichten wir dann, wie es uns schien, die oberste Fläche desselben; da aber ein dichter Nebel uns umgab und wir nicht zehn Schritte vor uns sehen konnten, marschierten wir auf’s Geratewohl vorwärts. Hier war es, erzählte der 60 Jahre alte Bernhard Vögeli, wo ich, durch die grosse Arbeit erschöpft, mich sehr unwohl fühlte., auch, wie meine Begleiter mit Schrecken bemerkten, meine Gesichtsfarbe änderte. Ein Frost und heftiges Zittern der Glieder hatte mich überfallen. Das Gefährliche meiner Lage einsehend, raffte ich meine letzten Kräfte zusammen, fuhr fort mich zu bewegen, nahm einige Schlücke Kümmelwasser und hatte die Freude, in kurzer Zeit von diesem Zustande befreit zu werden. Noch eine Weile schritten wir auf dieser Ebene fort: da teilten sich plötzlich die Wolken und unser Auge überschaute eine zahllose Menge von Berggipfeln, von denen keiner zu uns emporreichte. Wir überzeugten uns fast zu unserem Schrecken, dass wir auf der Spitze des noch nie bestiegenen Tödi standen. Unser Tal, in dem wir unsere Wohnungen und das Stachelbergerbad erkannten, lag in dunkler Tiefe zu unsern Füssen und wir vergossen Tränen der Freude über das uns zu Teil gewordene Glück.›
Quelle: Patrick Wild, http://wildglarus.tribalpages.com/